Haltung
Überlegungen vor dem Kauf
Wenn man sich ein Haustier zulegen möchte, sollten immer erst diverse Punkte überlegt werden. Denn wir müssen dem Tier gerecht werden, nicht das Tier uns!
Welches Tier passt zu mir? Ist Beobachtungstier Rennmaus das richtige Haustier für mich und erfüllt es meine Erwartungen?
Kann ich dem Tier ein artgerechtes Zuhause bieten und allen seinen Bedürfnissen gerecht werden?
Habe ich jemanden, der/die während meiner Abwesenheit (z.B. Ferien) auf die Tiere aufpassen kann?
Sind alle Familienmitglieder mit der Haltung einverstanden?
Bestehen keine Allergien gegen die Tiere, Heu, Streu etc.?
Habe ich mich genügend über die Haltung informiert?
Bin ich bereit bei Problemen sofort zu handeln, auch wenn es etwas umständlicher und zeitintensiver werden kann z. B. bei Streit oder wenn eine Vergesellschaftung ansteht?
Habe ich die finanziellen Möglichkeiten für die Anschaffungskosten, die Haltungskosten und um notfalls auch für einen Tierarztbesuch aufzukommen?
Für wen sind Rennmäuse geeignet
Da Rennmäuse in erster Linie Beobachtungstiere sind, sind sie für Leute geeignet, die ihr Haustier gerne beobachten und Freude an deren Verhalten haben.
Rennmäuse sind vom Aufwand her relativ pflegeleicht. Täglich füttern und gucken, dass es ihnen gut geht. Sandbad, das gerne als Klo genutzt wird, regelmässig reinigen. Ansonsten reicht das Ausmisten je nach Grösse des Terrariums, Einstreumenge und Anzahl der Rennmäuse ca. alle 3 Monate. Das macht sie auch zu guten Haustieren für berufstätige Leute.
Sie sind geruchsarm, da sie nur wenig Urin absetzen und Kötel trocken sind. Das macht sie auch für geruchsempfindliche Leute zu guten Haustieren.
Sollten sie aber ein Haustier wollen mit dem sie interagieren können, also streicheln, raus nehmen, spielen etc. dann ist das Beobachtungstier Rennmaus nicht geeignet, denn das alles möchten diese Vierbeiner nicht.
Terrarienarten und Grösse
Es gibt im Handel viele verschieden Varianten an Gehegen. Einige geeignet für Rennmäuse andere nicht. Ganz wichtig ist dabei, dass es für Rennmäuse eine Grundfläche von 0,5m2, also 100x50cm haben muss. Dies ist vom Schweizer Tierschutzgesetz das vorgeschriebene Mindestmass. Diese Fläche von 0,5m2 muss durch eine zusammenhängende Bodenfläche erreicht werden. Also angehängte Becken oder Etagen dürfen nicht angerechnet werden. Meine Empfehlung wären aber Becken mit mindestens den Grundmassen 120x60cm aufwärts. Erst aber dieser Grösse können sich die Rennmäuse richtig austoben und Einrichten lässt es sich so auch viel abwechslungsreicher und interessanter. Wer also noch kein Terrarium hat, bitte guckt doch den Tieren zuliebe nach einem Grossem.
Für mich der absolute Favorit sind Becken mit Schiebetüre vorne. Da man sich dort von vorne, also auf Augenhöhe, nähert, haben sie weniger Angst als von oben und man kann so entspannter mit ihnen Kontakt aufnehmen, zudem ist es gemütlicher den Arm gerade heraus zu halten als von oben nach unten.
Zu beachten bei diesen Becken ist, dass eine genügend hohe Einstreuschiene vorhanden ist, die eine mindestens 25cm hohe Einstreuschicht erlaubt. Viele dieser Becken sind für Reptilien ausgelegt und verfügen eben nicht darüber, zudem ist dort die Belüftung auch nur minimal. Es gibt aber länger je mehr Händler, die solche Becken für Nager anfertigen, wo alles beachtet wird: hohe Einstreuschiene, vor dem Annagen geschützte Schiebetürschienen und genügend grosse Lüftung. Bei Interesse an solchen Becken kann ich gerne einen Händler empfehlen, der rennmausgerechte Schiebetürterrarien führt.
Ebenfalls möglich ist die Haltung in Vollglasaquarien. Da dort der Deckel in der Regel komplett aus Gitter ist, ist eine gute Belüftung gewährleistet. Hohes Einstreuen ist ebenfalls ohne Probleme möglich. Der grosse Minuspunkt für mich ist, dass das Kontaktaufnehmen etwas mühsamer ist, da man den Arm von oben nach unten reinhalten muss, was nach kurzer Zeit bereits sehr unangenehm sein kann. Zudem wird alles was von oben kommt, von den Rennmäusen erstmals als potenzielle Gefahr angesehen.
Was für die Haltung von Rennmäusen absolut ungeeignet ist, sind Gitterkäfige. Dort ist kein hohes Einstreuen möglich. Die Tiere sitzen in permanenten Durchzug und die Wanne ist aus Plastik, was für die scharfen Krallen der Vierbeiner kein Hindernis ist und sie sich früher oder später durchkratzen.
Daher ebenfalls ungeeignet sind Plastikbecken, sogenannte Dunas, auch dort werden sie sich früher oder später durchgekratzt und durchgenagt haben.
Risiken die bei der Unterbringung und Beckenwahl beachtet werden sollten
Da Rennmäuse revierbezogene Tiere sind und die gleichgeschlechtliche Haltung genaugenommen nicht ihrer Natur entspricht, gibt es einen grossen Punkt zu beachten, damit die Haltung nicht von vorne herein bereits zum Risiko wird. Es muss für die Fellnasen alles ein einziges grosses Revier sein und bleiben. Sobald ihr Zuhause mehrere Reviere beinhaltet, wird dies zum Streitrisiko.
Das grösste Risiko ist mit Röhren oder mit kleinen Durchgängen verbundene Becken. Dort bietet man perfekt abgetrennte Reviere. Warum sollten sie da noch gleichgeschlechtlich zusammen sein, wenn jeder sein eigenes Revier haben kann? Die letzten Jahre zurückblickend kracht es bei Duos in solchen Becken bei ca. der Hälfte. Grössere Gruppen funktionieren darin gar nicht, also Streit praktisch vorprogrammiert.
Ebenfalls ein hohes Risiko sind Terrarien mit Aufsätzen, welche sehr hoch sind und/oder sehr grosse oder gar überlappende Etagen haben oder am schlimmsten sind durchgezogene Etagen nur mit Aufgängen. Da wird oben und unten ebenfalls als separate Reviere angesehen. Aufsätze können zwar toll sein und zum Einrichten viele Möglichkeiten bieten, aber es sollte beachtet werden, dass sie nicht zu hoch sind und die Etage nicht mehr als ca. 1/3 der Grundfläche innehat. Dass sie nicht überlappend sind und von jeder Etage der untere Bereich komplett einsehbar bleibt.
Auch einzelne Abteile im Terrarium selber können bereits zum Risiko werden. Ich sehe es immer wieder, dass man das Terrarium mit einem Brett in Buddel- und Versorgungsbereich teilt. Auch da werden beide Seiten als separate Reviere angesehen. Zudem ist dies bei der Mindestgrösse an Becken nichts, da sie dann nicht mehr die 0,5m2 Fläche haben um zu Buddeln und Höhlen anzulegen.
Einrichtung
Als Grundsatz beim Einrichten gilt: Es darf keine Verletzungsgefahr für die Tiere bestehen, es muss alles einen sicheren Stand haben (also nichts aufs Einstreu stellen), es soll zum Wohle der Vierbeiner dienen und Plastiksachen haben im Terrarium nichts verloren.
Was gehört ins Rennmauszuhause:
Etage: Da Rennmäuse eine hohe Schicht Einstreu benötigen, sollte auf jeden Fall eine höhere Etage ins Becken um darauf Wasser und Sandbad sicher vor dem Einbuddeln zu platzieren. Ich nutze da auch gerne grosse Meerschweinchenhäuser und stelle oben drauf ein etwas kleineres Haus und auf dessen Dach dann das Wasser oder Sandbad. Da muss man für sich ausprobieren, was man möchte und was einem besser gefällt.
Verstecke: Es gehören mindestens so viele Häuser/Verstecke ins Terrarium wie Mäuse drin wohnen. Dabei sollte jedes Versteck gross genug sein, dass alle zusammen darin Platz finden. Als Fluchttiere und Rudeltiere mit klarer Rudelstruktur sollte jedes Versteck mindestens 2 Ein/Ausgänge haben, einerseits damit das rangniedrige Tier dem ranghöheren jederzeit ausweichen kann und als Notausgang, den sie als Fluchttiere überall haben möchten.
Tunnels und Röhren: Diverse Tunnels und Röhren sind eine tolle Ergänzung und bieten bereits einen sicheren Gang. Röhren platziere ich auch gerne von Hausdach zu Hausdach, so dass sie zum Einstreu raus gucken und sie so nicht nur hindurch sondern auch darüber klettern können.
Wurzel: Obwohl Rennmäuse Buddler sind, klettern sie auch sehr gerne und da sind Wurzeln ideal dafür. Auch diese platziere ich meist von Hausdach zu Hausdach oder auf der Etage, damit sie zum Einstreu raus guckt und so zum klettern auch genutzt werden kann. Da Wurzeln eine harte und raue Oberfläche haben, nutzen sich dabei auch Krallen etwas ab.
Sandbad: Das Sandbad ist ein absolutes Muss. Sie reinigen dabei nicht nur ihr Fell, sondern es dient auch zur Regelung ihres Temperaturhaushaltes. Als Sandbad können grosse Schalen, ausgediente Salatschüsseln, Tonblumentöpfe und ähnliches genutzt werden. Das Behältnis sollte einen Durchmesser von mindestens 15cm haben, damit sie sich darin auch richtig wälzen können. Als Sand unbedingt einen speziellen Nagerbadesand nutzen. Auf keinen Fall Vogelsand nehmen, dieser schadet dem Fell und Haut.
Das Sandbad wird gerne als WC genutzt, daher muss dieses regelmässig gesiebt oder gewechselt werden. Es reicht also, wenn da von der Höhe her ein fingerbreit eingefüllt wird.
Wasserschale oder Wasserflasche: Obwohl sie als Steppenbewohner nur wenig Flüssigkeit aufnehmen, gehört Wasser unbedingt ins Mäuseheim. Ich empfehle dabei ein Wasserschälchen, da dies die natürlichere Art des Trinkens ist und so auch mehr Wasser aufgenommen werden kann. Zudem ist es hygienischer, da sie beim Wasserwechseln gut und einfach ausgewaschen werden können.
Es können aber auch Wasserflaschen für Nager genutzt werden, dort einfach immer wieder prüfen, dass sie nicht verstopft sind oder aber tropfen und so auslaufen. Auch sollten sie regelmässig komplett auseinandergenommen werden und gründlich raus geputzt werden, denn in den Röhrchen sammeln sich gerne Bakterien und Algen an.
Futternapf: Von einem Futternapf/schälchen ist abzuraten. Das Futter sollte im Einstreu verteilt werden, damit sie es suchen müssen. Die Futtersuche ist die Hauptbeschäftigung in der freien Wildbahn und das sollte man ihnen in Gefangenschaft nicht nehmen.
Laufrad: Laufräder ist eine freiwillige Sache und muss jeder für sich entscheiden, ob eines rein soll oder nicht, ob dauerhaft oder nur ab und an als Abwechslung. Wenn man eines bieten möchte, sollte es mindestens einen Innendurchmesser von 27cm haben und eine geschlossene Lauffläche haben ohne Schereneffekt bei der Aufhängung.
Einstreusorten
Die Einstreuhöhe muss mindestens 25cm betragen mit einer buddelgeeigneten Einstreusorte.
Es gibt im Handel inzwischen viele verschiedene Einstreusorten. Ich möchte über die vier meist verwendeten Sorten genauer eingehen.
Hobelspäne/klassische Kleintiereinstreu: vorneweg ist zu sagen, dass sich diese Einstreusorte je nach Marke extrem in der Qualität unterscheidet und man etwas ausprobieren muss, welche Sorte/Marke einem zusagt. Positiv ist die gute Saugfähigkeit und dass die Höhlen und Gänge sehr gut halten. Negativpunkt ist, dass einige Marken extrem stark stauben.
Ich selber nutze das Allspan Xtreme aus der Landi, das ist sehr grobflockig und staubt praktisch gar nicht.
Hanfeinstreu: Hanfeinstreu wird als staubarm deklariert. Erfahrungen haben aber gezeigt, dass auch da sehr grosse Unterschiede vorhanden sind und es Sorten gibt die sogar mehr stauben als Hobelspäne. Also ist es auch da ein ausprobieren der verschiedenen Sorten. Die Saugfähigkeit ist da ebenfalls sehr unterschiedlich und muss etwas getestet werden. Was ein grosser negativpunkt ist, ist dass die Höhlen nicht halten und sehr viel mit Stroh ergänzt werden muss, damit sie richtig Gänge anlegen können.
Weicholzgranulat: Das Weichholzgranulat wird gerne von Allergikern genutzt, da es sehr staubarm ist. Es hat allerdings eine schwache Sauffähigkeit und auch die Gänge halten durch die feine Struktur nicht. Daher ist diese Einstreusorte nur in Kombination mit einer saugfähigeren und gröberen Sorte zu nutzen.
Baumwolleinstreu: Da dieses Einstreu nicht staubt, ist es ebenfalls für Allergiker gut geeignet. Die Höhlen und Gänge halten ebenfalls sehr gut. Die Saugfähigkeit ist aber sehr schwach und daher sollte es, wie schon das Weichholzgranulat, mit einer saugfähigen Einstreusorte gemischt werden.
Stroh: Stroh gehört in jedes Rennmausheim. Es dient zur Stabilisation des Gangsystems und wird für den Nestbau verwendet. Stroh kann auch immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Heu: Heu gehört ebenfalls in ein Rennmausheim. Sie zernagen es und fressen die guten Halme. Der Rest landet dann wiederum im Nest. Auch Heu kann immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Ungefärbtes unparfumiertes WC-Papier und Haushaltspapier: Dieses wird fein zerfleddert und dient der Polsterung des Nestes. Gehört also auch ins Becken und kann ebenfalls immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Standort des Terrariums
Der richtige Standort des Terrariums trägt viel zum Wohlbefinden und der Gesundheit der Rennmäuse bei. Daher sollte er gut gewählt werden und folgende Punkte bei der Wahl des Standortes berücksichtigt werden:
Temperatur: Rennmäuse fühlen sich bei Temperaturen von ca. 21/22 Grad am wohlsten. Es sollte nicht länger unter 18 Grad fallen oder länger über 25 Grad steigen. Ist dies dennoch der Fall, muss ihnen mit einer Wärmelampe oder Wärmestein bei kalten Tagen geholfen werden oder wenns heiss ist, entsprechende Abkühlungsmöglichkeiten geboten werden (kühle Steine, Sandbad mal etwas kühlen etc.).
Feuchtigkeit: Als Steppenbewohner vertragen sie Feuchtigkeit sehr schlecht, daher ist das Badezimmer oder die Küche, wo durch den Wasserdampf die Feuchtigkeit schnell mal sehr hoch sein kann, als Standort ungeeignet.
Sonnenlicht: Das Terrarium sollte nie für längere Zeit komplett direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Das Terrarium kann sich sonst schnell aufheizen (wie ein Auto in der direkten Sonne). Kurze Zeit einige Sonnenstrahlen sind aber ok, es wird dann gerne ein Sonnenbad genommen. Ansonsten gilt, normales Tageslicht muss es schon sein. Kommen sie in eine dunkle Ecke, sollte mit einer Tageslichtlampe ausgeholfen werden.
Durchzug: Durchzug ist im Grunde Gift für die Tiere. Dies kann schnell zu einer Erkältung oder gar Lungenentzündung führen. Also sind zugige Orte tabu. Achtung beim Lüften!
Lärm: Wie die meisten Tiere haben auch Rennmäuse ein besseres Gehör als wir Menschen und sie hören Frequenzen, die wir nicht mehr wahrnehmen. Daher sollte von einem Standort direkt neben einer Lautsprecherbox abgesehen werdem. Auch Dauerlärm ist natürlich nichts für sie.
Zigarettenrauch: Rennmäuse sind absolute Nichtraucher. Wenn man als Raucher/in überlegt sich Rennmäuse anzuschaffen, sollten sie in einem rauchfreien Zimmer untergebracht werden, wo auch kein Rauch von draussen reinkommen kann.
Phasenaktivität: Da Rennmäuse phasenaktiv sind und somit tags und nachts wach, sowie schlafen, sollte dies beim Standort ebenfalls bedacht werden. Sie sollen am Tag auch mal ihre Ruhe haben können, wenn sie schlafen wollen. Sie sollen aber auch in der Nacht rumtoben, buddeln und nagen können, wenn wir schlafen wollen. Somit ist das Schlafzimmer oder Kinderzimmer nicht gerade empfehlenswert, es sei denn man kann bei allem schlafen.
Gesetzliche Vorschriften in der Rennmaushaltung
Folgend sind die wichtigsten Schweizer Tierschutzvorschriften für die Haltung von Rennmäusen zusammengefasst:
-Rennmäuse müssen mindestens zu zweit gehalten werden.
-Die Tiere sind regemässig mit ausreichend Wasser und geeignetem Futter zu versorgen.
-Die Pflege soll Krankheiten und Verletzungen vorbeugen. Kranke oder verletzte Rennmäuse müssen fachgerecht behandelt werden.
-Die Tiere dürfen nicht über längere Zeit übermässigem Lärm ausgesetzt sein.
-Gehege müssen mit Tageslicht oder geeignetem Kunstlicht beleuchtet werden.
-In Räumen und Innengehegen muss ein den Tieren angepasstes Klima herrschen, die Frischluftzufuhr muss gewährleistet sein.
-Das Gehege für zwei bis fünf Rennmäuse muss mindestens eine Fläche von 0,5m2 aufweisen. Für jedes weitere Tier muss 0,05m2 hinzugefügt werden.
-Die Einstreuhöhe muss mindestens 25cm betragen.
-Eine oder mehrere Rückzugsmöglichkeiten, in denen alle Tiere Platz finden, müssen zur Verfügung stehen.
-Geeignetes Nistmaterial muss vorhanden sein.
-Nageobjekte wie Holz und Äste müssen angeboten werden.
-Ein Sandbad mit geeignetem Nagerbadesand muss permanent vorhanden sein.
Überlegungen vor dem Kauf
Wenn man sich ein Haustier zulegen möchte, sollten immer erst diverse Punkte überlegt werden. Denn wir müssen dem Tier gerecht werden, nicht das Tier uns!
Welches Tier passt zu mir? Ist Beobachtungstier Rennmaus das richtige Haustier für mich und erfüllt es meine Erwartungen?
Kann ich dem Tier ein artgerechtes Zuhause bieten und allen seinen Bedürfnissen gerecht werden?
Habe ich jemanden, der/die während meiner Abwesenheit (z.B. Ferien) auf die Tiere aufpassen kann?
Sind alle Familienmitglieder mit der Haltung einverstanden?
Bestehen keine Allergien gegen die Tiere, Heu, Streu etc.?
Habe ich mich genügend über die Haltung informiert?
Bin ich bereit bei Problemen sofort zu handeln, auch wenn es etwas umständlicher und zeitintensiver werden kann z. B. bei Streit oder wenn eine Vergesellschaftung ansteht?
Habe ich die finanziellen Möglichkeiten für die Anschaffungskosten, die Haltungskosten und um notfalls auch für einen Tierarztbesuch aufzukommen?
Für wen sind Rennmäuse geeignet
Da Rennmäuse in erster Linie Beobachtungstiere sind, sind sie für Leute geeignet, die ihr Haustier gerne beobachten und Freude an deren Verhalten haben.
Rennmäuse sind vom Aufwand her relativ pflegeleicht. Täglich füttern und gucken, dass es ihnen gut geht. Sandbad, das gerne als Klo genutzt wird, regelmässig reinigen. Ansonsten reicht das Ausmisten je nach Grösse des Terrariums, Einstreumenge und Anzahl der Rennmäuse ca. alle 3 Monate. Das macht sie auch zu guten Haustieren für berufstätige Leute.
Sie sind geruchsarm, da sie nur wenig Urin absetzen und Kötel trocken sind. Das macht sie auch für geruchsempfindliche Leute zu guten Haustieren.
Sollten sie aber ein Haustier wollen mit dem sie interagieren können, also streicheln, raus nehmen, spielen etc. dann ist das Beobachtungstier Rennmaus nicht geeignet, denn das alles möchten diese Vierbeiner nicht.
Terrarienarten und Grösse
Es gibt im Handel viele verschieden Varianten an Gehegen. Einige geeignet für Rennmäuse andere nicht. Ganz wichtig ist dabei, dass es für Rennmäuse eine Grundfläche von 0,5m2, also 100x50cm haben muss. Dies ist vom Schweizer Tierschutzgesetz das vorgeschriebene Mindestmass. Diese Fläche von 0,5m2 muss durch eine zusammenhängende Bodenfläche erreicht werden. Also angehängte Becken oder Etagen dürfen nicht angerechnet werden. Meine Empfehlung wären aber Becken mit mindestens den Grundmassen 120x60cm aufwärts. Erst aber dieser Grösse können sich die Rennmäuse richtig austoben und Einrichten lässt es sich so auch viel abwechslungsreicher und interessanter. Wer also noch kein Terrarium hat, bitte guckt doch den Tieren zuliebe nach einem Grossem.
Für mich der absolute Favorit sind Becken mit Schiebetüre vorne. Da man sich dort von vorne, also auf Augenhöhe, nähert, haben sie weniger Angst als von oben und man kann so entspannter mit ihnen Kontakt aufnehmen, zudem ist es gemütlicher den Arm gerade heraus zu halten als von oben nach unten.
Zu beachten bei diesen Becken ist, dass eine genügend hohe Einstreuschiene vorhanden ist, die eine mindestens 25cm hohe Einstreuschicht erlaubt. Viele dieser Becken sind für Reptilien ausgelegt und verfügen eben nicht darüber, zudem ist dort die Belüftung auch nur minimal. Es gibt aber länger je mehr Händler, die solche Becken für Nager anfertigen, wo alles beachtet wird: hohe Einstreuschiene, vor dem Annagen geschützte Schiebetürschienen und genügend grosse Lüftung. Bei Interesse an solchen Becken kann ich gerne einen Händler empfehlen, der rennmausgerechte Schiebetürterrarien führt.
Ebenfalls möglich ist die Haltung in Vollglasaquarien. Da dort der Deckel in der Regel komplett aus Gitter ist, ist eine gute Belüftung gewährleistet. Hohes Einstreuen ist ebenfalls ohne Probleme möglich. Der grosse Minuspunkt für mich ist, dass das Kontaktaufnehmen etwas mühsamer ist, da man den Arm von oben nach unten reinhalten muss, was nach kurzer Zeit bereits sehr unangenehm sein kann. Zudem wird alles was von oben kommt, von den Rennmäusen erstmals als potenzielle Gefahr angesehen.
Was für die Haltung von Rennmäusen absolut ungeeignet ist, sind Gitterkäfige. Dort ist kein hohes Einstreuen möglich. Die Tiere sitzen in permanenten Durchzug und die Wanne ist aus Plastik, was für die scharfen Krallen der Vierbeiner kein Hindernis ist und sie sich früher oder später durchkratzen.
Daher ebenfalls ungeeignet sind Plastikbecken, sogenannte Dunas, auch dort werden sie sich früher oder später durchgekratzt und durchgenagt haben.
Risiken die bei der Unterbringung und Beckenwahl beachtet werden sollten
Da Rennmäuse revierbezogene Tiere sind und die gleichgeschlechtliche Haltung genaugenommen nicht ihrer Natur entspricht, gibt es einen grossen Punkt zu beachten, damit die Haltung nicht von vorne herein bereits zum Risiko wird. Es muss für die Fellnasen alles ein einziges grosses Revier sein und bleiben. Sobald ihr Zuhause mehrere Reviere beinhaltet, wird dies zum Streitrisiko.
Das grösste Risiko ist mit Röhren oder mit kleinen Durchgängen verbundene Becken. Dort bietet man perfekt abgetrennte Reviere. Warum sollten sie da noch gleichgeschlechtlich zusammen sein, wenn jeder sein eigenes Revier haben kann? Die letzten Jahre zurückblickend kracht es bei Duos in solchen Becken bei ca. der Hälfte. Grössere Gruppen funktionieren darin gar nicht, also Streit praktisch vorprogrammiert.
Ebenfalls ein hohes Risiko sind Terrarien mit Aufsätzen, welche sehr hoch sind und/oder sehr grosse oder gar überlappende Etagen haben oder am schlimmsten sind durchgezogene Etagen nur mit Aufgängen. Da wird oben und unten ebenfalls als separate Reviere angesehen. Aufsätze können zwar toll sein und zum Einrichten viele Möglichkeiten bieten, aber es sollte beachtet werden, dass sie nicht zu hoch sind und die Etage nicht mehr als ca. 1/3 der Grundfläche innehat. Dass sie nicht überlappend sind und von jeder Etage der untere Bereich komplett einsehbar bleibt.
Auch einzelne Abteile im Terrarium selber können bereits zum Risiko werden. Ich sehe es immer wieder, dass man das Terrarium mit einem Brett in Buddel- und Versorgungsbereich teilt. Auch da werden beide Seiten als separate Reviere angesehen. Zudem ist dies bei der Mindestgrösse an Becken nichts, da sie dann nicht mehr die 0,5m2 Fläche haben um zu Buddeln und Höhlen anzulegen.
Einrichtung
Als Grundsatz beim Einrichten gilt: Es darf keine Verletzungsgefahr für die Tiere bestehen, es muss alles einen sicheren Stand haben (also nichts aufs Einstreu stellen), es soll zum Wohle der Vierbeiner dienen und Plastiksachen haben im Terrarium nichts verloren.
Was gehört ins Rennmauszuhause:
Etage: Da Rennmäuse eine hohe Schicht Einstreu benötigen, sollte auf jeden Fall eine höhere Etage ins Becken um darauf Wasser und Sandbad sicher vor dem Einbuddeln zu platzieren. Ich nutze da auch gerne grosse Meerschweinchenhäuser und stelle oben drauf ein etwas kleineres Haus und auf dessen Dach dann das Wasser oder Sandbad. Da muss man für sich ausprobieren, was man möchte und was einem besser gefällt.
Verstecke: Es gehören mindestens so viele Häuser/Verstecke ins Terrarium wie Mäuse drin wohnen. Dabei sollte jedes Versteck gross genug sein, dass alle zusammen darin Platz finden. Als Fluchttiere und Rudeltiere mit klarer Rudelstruktur sollte jedes Versteck mindestens 2 Ein/Ausgänge haben, einerseits damit das rangniedrige Tier dem ranghöheren jederzeit ausweichen kann und als Notausgang, den sie als Fluchttiere überall haben möchten.
Tunnels und Röhren: Diverse Tunnels und Röhren sind eine tolle Ergänzung und bieten bereits einen sicheren Gang. Röhren platziere ich auch gerne von Hausdach zu Hausdach, so dass sie zum Einstreu raus gucken und sie so nicht nur hindurch sondern auch darüber klettern können.
Wurzel: Obwohl Rennmäuse Buddler sind, klettern sie auch sehr gerne und da sind Wurzeln ideal dafür. Auch diese platziere ich meist von Hausdach zu Hausdach oder auf der Etage, damit sie zum Einstreu raus guckt und so zum klettern auch genutzt werden kann. Da Wurzeln eine harte und raue Oberfläche haben, nutzen sich dabei auch Krallen etwas ab.
Sandbad: Das Sandbad ist ein absolutes Muss. Sie reinigen dabei nicht nur ihr Fell, sondern es dient auch zur Regelung ihres Temperaturhaushaltes. Als Sandbad können grosse Schalen, ausgediente Salatschüsseln, Tonblumentöpfe und ähnliches genutzt werden. Das Behältnis sollte einen Durchmesser von mindestens 15cm haben, damit sie sich darin auch richtig wälzen können. Als Sand unbedingt einen speziellen Nagerbadesand nutzen. Auf keinen Fall Vogelsand nehmen, dieser schadet dem Fell und Haut.
Das Sandbad wird gerne als WC genutzt, daher muss dieses regelmässig gesiebt oder gewechselt werden. Es reicht also, wenn da von der Höhe her ein fingerbreit eingefüllt wird.
Wasserschale oder Wasserflasche: Obwohl sie als Steppenbewohner nur wenig Flüssigkeit aufnehmen, gehört Wasser unbedingt ins Mäuseheim. Ich empfehle dabei ein Wasserschälchen, da dies die natürlichere Art des Trinkens ist und so auch mehr Wasser aufgenommen werden kann. Zudem ist es hygienischer, da sie beim Wasserwechseln gut und einfach ausgewaschen werden können.
Es können aber auch Wasserflaschen für Nager genutzt werden, dort einfach immer wieder prüfen, dass sie nicht verstopft sind oder aber tropfen und so auslaufen. Auch sollten sie regelmässig komplett auseinandergenommen werden und gründlich raus geputzt werden, denn in den Röhrchen sammeln sich gerne Bakterien und Algen an.
Futternapf: Von einem Futternapf/schälchen ist abzuraten. Das Futter sollte im Einstreu verteilt werden, damit sie es suchen müssen. Die Futtersuche ist die Hauptbeschäftigung in der freien Wildbahn und das sollte man ihnen in Gefangenschaft nicht nehmen.
Laufrad: Laufräder ist eine freiwillige Sache und muss jeder für sich entscheiden, ob eines rein soll oder nicht, ob dauerhaft oder nur ab und an als Abwechslung. Wenn man eines bieten möchte, sollte es mindestens einen Innendurchmesser von 27cm haben und eine geschlossene Lauffläche haben ohne Schereneffekt bei der Aufhängung.
Einstreusorten
Die Einstreuhöhe muss mindestens 25cm betragen mit einer buddelgeeigneten Einstreusorte.
Es gibt im Handel inzwischen viele verschiedene Einstreusorten. Ich möchte über die vier meist verwendeten Sorten genauer eingehen.
Hobelspäne/klassische Kleintiereinstreu: vorneweg ist zu sagen, dass sich diese Einstreusorte je nach Marke extrem in der Qualität unterscheidet und man etwas ausprobieren muss, welche Sorte/Marke einem zusagt. Positiv ist die gute Saugfähigkeit und dass die Höhlen und Gänge sehr gut halten. Negativpunkt ist, dass einige Marken extrem stark stauben.
Ich selber nutze das Allspan Xtreme aus der Landi, das ist sehr grobflockig und staubt praktisch gar nicht.
Hanfeinstreu: Hanfeinstreu wird als staubarm deklariert. Erfahrungen haben aber gezeigt, dass auch da sehr grosse Unterschiede vorhanden sind und es Sorten gibt die sogar mehr stauben als Hobelspäne. Also ist es auch da ein ausprobieren der verschiedenen Sorten. Die Saugfähigkeit ist da ebenfalls sehr unterschiedlich und muss etwas getestet werden. Was ein grosser negativpunkt ist, ist dass die Höhlen nicht halten und sehr viel mit Stroh ergänzt werden muss, damit sie richtig Gänge anlegen können.
Weicholzgranulat: Das Weichholzgranulat wird gerne von Allergikern genutzt, da es sehr staubarm ist. Es hat allerdings eine schwache Sauffähigkeit und auch die Gänge halten durch die feine Struktur nicht. Daher ist diese Einstreusorte nur in Kombination mit einer saugfähigeren und gröberen Sorte zu nutzen.
Baumwolleinstreu: Da dieses Einstreu nicht staubt, ist es ebenfalls für Allergiker gut geeignet. Die Höhlen und Gänge halten ebenfalls sehr gut. Die Saugfähigkeit ist aber sehr schwach und daher sollte es, wie schon das Weichholzgranulat, mit einer saugfähigen Einstreusorte gemischt werden.
Stroh: Stroh gehört in jedes Rennmausheim. Es dient zur Stabilisation des Gangsystems und wird für den Nestbau verwendet. Stroh kann auch immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Heu: Heu gehört ebenfalls in ein Rennmausheim. Sie zernagen es und fressen die guten Halme. Der Rest landet dann wiederum im Nest. Auch Heu kann immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Ungefärbtes unparfumiertes WC-Papier und Haushaltspapier: Dieses wird fein zerfleddert und dient der Polsterung des Nestes. Gehört also auch ins Becken und kann ebenfalls immer wieder als Beschäftigung gegeben werden.
Standort des Terrariums
Der richtige Standort des Terrariums trägt viel zum Wohlbefinden und der Gesundheit der Rennmäuse bei. Daher sollte er gut gewählt werden und folgende Punkte bei der Wahl des Standortes berücksichtigt werden:
Temperatur: Rennmäuse fühlen sich bei Temperaturen von ca. 21/22 Grad am wohlsten. Es sollte nicht länger unter 18 Grad fallen oder länger über 25 Grad steigen. Ist dies dennoch der Fall, muss ihnen mit einer Wärmelampe oder Wärmestein bei kalten Tagen geholfen werden oder wenns heiss ist, entsprechende Abkühlungsmöglichkeiten geboten werden (kühle Steine, Sandbad mal etwas kühlen etc.).
Feuchtigkeit: Als Steppenbewohner vertragen sie Feuchtigkeit sehr schlecht, daher ist das Badezimmer oder die Küche, wo durch den Wasserdampf die Feuchtigkeit schnell mal sehr hoch sein kann, als Standort ungeeignet.
Sonnenlicht: Das Terrarium sollte nie für längere Zeit komplett direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Das Terrarium kann sich sonst schnell aufheizen (wie ein Auto in der direkten Sonne). Kurze Zeit einige Sonnenstrahlen sind aber ok, es wird dann gerne ein Sonnenbad genommen. Ansonsten gilt, normales Tageslicht muss es schon sein. Kommen sie in eine dunkle Ecke, sollte mit einer Tageslichtlampe ausgeholfen werden.
Durchzug: Durchzug ist im Grunde Gift für die Tiere. Dies kann schnell zu einer Erkältung oder gar Lungenentzündung führen. Also sind zugige Orte tabu. Achtung beim Lüften!
Lärm: Wie die meisten Tiere haben auch Rennmäuse ein besseres Gehör als wir Menschen und sie hören Frequenzen, die wir nicht mehr wahrnehmen. Daher sollte von einem Standort direkt neben einer Lautsprecherbox abgesehen werdem. Auch Dauerlärm ist natürlich nichts für sie.
Zigarettenrauch: Rennmäuse sind absolute Nichtraucher. Wenn man als Raucher/in überlegt sich Rennmäuse anzuschaffen, sollten sie in einem rauchfreien Zimmer untergebracht werden, wo auch kein Rauch von draussen reinkommen kann.
Phasenaktivität: Da Rennmäuse phasenaktiv sind und somit tags und nachts wach, sowie schlafen, sollte dies beim Standort ebenfalls bedacht werden. Sie sollen am Tag auch mal ihre Ruhe haben können, wenn sie schlafen wollen. Sie sollen aber auch in der Nacht rumtoben, buddeln und nagen können, wenn wir schlafen wollen. Somit ist das Schlafzimmer oder Kinderzimmer nicht gerade empfehlenswert, es sei denn man kann bei allem schlafen.
Gesetzliche Vorschriften in der Rennmaushaltung
Folgend sind die wichtigsten Schweizer Tierschutzvorschriften für die Haltung von Rennmäusen zusammengefasst:
-Rennmäuse müssen mindestens zu zweit gehalten werden.
-Die Tiere sind regemässig mit ausreichend Wasser und geeignetem Futter zu versorgen.
-Die Pflege soll Krankheiten und Verletzungen vorbeugen. Kranke oder verletzte Rennmäuse müssen fachgerecht behandelt werden.
-Die Tiere dürfen nicht über längere Zeit übermässigem Lärm ausgesetzt sein.
-Gehege müssen mit Tageslicht oder geeignetem Kunstlicht beleuchtet werden.
-In Räumen und Innengehegen muss ein den Tieren angepasstes Klima herrschen, die Frischluftzufuhr muss gewährleistet sein.
-Das Gehege für zwei bis fünf Rennmäuse muss mindestens eine Fläche von 0,5m2 aufweisen. Für jedes weitere Tier muss 0,05m2 hinzugefügt werden.
-Die Einstreuhöhe muss mindestens 25cm betragen.
-Eine oder mehrere Rückzugsmöglichkeiten, in denen alle Tiere Platz finden, müssen zur Verfügung stehen.
-Geeignetes Nistmaterial muss vorhanden sein.
-Nageobjekte wie Holz und Äste müssen angeboten werden.
-Ein Sandbad mit geeignetem Nagerbadesand muss permanent vorhanden sein.